Ein artenreicher Wald, der regional ansässigen Altwaldbewohnern ein Zuhause bietet, muss vielfältige Eigenschaften besitzen, um sowohl Fortpflanzungsstätten und Futterplätze, als auch Sommer- und Winterquartiere anzubieten. Er muss aus alten und jungen Bäumen bestehen, stehende und liegende Totholzstämme aufweisen sowie einige Spechtbäume und damit künftige Fledermausbäume besitzen. Außerdem sollte er feuchte Mulden und Tümpel anbieten, um sowohl Amphibien als auch genügend Insekten zu beherbergen.
Mehr Nahrung für Vögel und Fledermäuse
Insekten sind für die meisten Vögel und Fledermäuse die Hauptnahrungsquelle. Im Schnitt frisst jede Fledermaus pro Nacht eine Insektenmenge, die etwa einem Drittel bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes entspricht. Bei der Wasserfledermaus sind das oft mehr als 4.000 Mücken pro Nacht. Gefressen werden Mücken, Schnaken, Fliegen, Nacht- und Tagfalter, Käfer, aber auch Spinnen und Hundertfüsser. Den nächtlichen Luftraum haben die verschiedenen Arten unter sich aufgeteilt, einige jagen nur dicht über der Oberfläche von Gewässern (Wasserfledermaus), andere jagen hoch über den Baumkronen (Abendsegler), wieder andere sammeln Insekten vom Laub der Bäume und Büsche (Langohren) oder erhören das Rascheln von Laufkäfern auf dem Waldboden (Mausohren). Blühende Pflanzen und genügend Kleingewässer erhöhen den Anteil an im Wald lebenden Insekten.
Mehr Quartiere für Baumbewohnende Fledermausarten
Viele Fledermausarten suchen sich ihre Quartiere in und an Bäumen. Typische Verstecke sind: verlassene Spechthöhlen, Fäulnishöhlen im Stamm oder an Ästen, Spalthöhlen, Rindenspalten und – risse, Spalten hinter abgelöster Borke.
Die Quartiere werden von einzelnen Tieren oder ganzen Gruppen genutzt. Oft nutzen Fledermäuse abwechselnd mehrere Höhlen. Typischen Baumfledermäusen (Abendsegler, Rauhautfledermaus, Wasserfledermaus, Fransenfledermaus und Braunes Langohr) mangelt es vor allem an Quartieren. Fledermausbäume gibt es in einem forstwirtschaftlich genutzten Wald jedoch kaum bis gar nicht.
Schritt eins bei unserer Änderung des forstwirtschaftlichen Konzeptes war die Herausnahme des renaturierten Waldes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung
Der in Bereichen bis zu 60 Jahre alte renaturierte Wald der Quarzwerke kann trotzdem nur durch systematisches Umsetzen bestimmter Maßnahmen die geforderten Eigenschaften erlangen. Im Einzelnen werden folgende Pflegemaßnahmen umgesetzt:
Einzelne Bäume im Bestand freistellen, um deren Entwicklung zu beschleunigen, dabei auf Vitalität und Qualität achten, bereits vorhandene Pioniergehölze (Birke, Weide) sowie Vogelkirsche eignen sich aufgrund des schnellen Wachstums besonders gut.
Erhalt von Pioniergehölzen, soweit Entwicklungspotential vorhanden und keine Verkehrssicherung notwendig ist.
Vereinzelt Bäume ringeln. Hier bieten sich Bäume an, die mitten in einem Verbund stehen. Durch den Absterbeprozess werden Strukturen angeboten, die kurzfristig auch Spechten und Fledermäusen nützen. Ringeln schafft zeitnah an ausgesuchten Stellen stehendes Totholz.
Noch mehr liegendes Totholz in der Renaturierung auslegen.
Förderung von Waldrändern mit Bäumen zweiter Ordnung, Strauchvegetation und Saumbereichen.
Sukzessives Entfernen von Exoten.
Pflanzung von Sträuchern an Bestandrändern und auf Lichtungen zwecks Erweiterung des Artenspektrums.
Schaffung von weiteren Kleingewässern. Diese dienen als Nahrungsquelle für Fledermäuse, Laich- und Entwicklungshabitat für Amphibien, wie Bergmolche und Salamanderlarven.
Schaffung von einigen lichten, offenen Waldstellen, um mehr blühenden Pflanzen und damit mehr Insekten im Wald zu haben (Nahrung für Fledermäuse)