Schmetterlinge in der Rekultivierung der Quarzwerke Frechen

von Karl-Heinz Jelinek
Im Zeitraum zwischen dem 18. März 2010 und dem 09. September 2012 wurde an insgesamt 30 Terminen die Schmetterlingsfauna des Betriebsgeländes der Quarzwerke in Frechen untersucht. 14 Begehungen fanden tagsüber statt, an 16 Abenden wurden mit Lichtfallen und speziellen Ködermethoden die Nachtfalter angelockt. Nach dem bisherigen Stand der Auswertungen konnten dabei 405 Arten nachgewiesen werden. Davon werden 42 Arten auf der Roten Liste für die Niederrheinische Bucht geführt, 3 gar auf der Roten Liste Deutschlands. Mit dem Russischen Bär (Euplagia quadripunctaria) und dem Nachtkerzenschwärmer (Proserpinus proserpina) haben zwei Arten aus dem Anhang der FFH-Richtlinie hier ihren Lebensraum gefunden.

In Anbetracht der vielfältigen Biotopstrukturen auf den Rekultivierungsflächen ist dieses Ergebnis nicht verwunderlich, sind doch durch den nur langsam fortschreitenden Quarz-Abbau permanent sämtliche Sukzessionsstadien von der offenen Sandflur bis hin zu unterschiedlichen Wäldern alle Übergangsstufen vorhanden. Durch angelegte Gewässer sowie den vorhandenen Absetzteich der Quarzwäsche kommen noch weitere Biotoptypen hinzu, die zusätzliche Lebensräume bieten.

Diese Vielfalt zeigt sich auch im Artenspektrum der Schmetterlinge, für das hier einige bedeutende Arten vorgestellt werden:

Die jungen Offenlandflächen der Rekultivierung werden von der Golden Acht (Colias hyale) bewohnt. Dieser Tagfalter benötigt stickstoffarme Flächen, die in unserer überdüngten Landschaft immer seltener werden. Auf der Roten Liste für NRW wird er als gefährdet geführt und auch bundesweit ist ein rückläufiger Trend für diese Art zu beobachten.

In den sich in der Folge ausbildenden lückigen Staudengesellschaften findet der Nachtkerzenschwärmer dann seinen Lebensraum. Er liebt darüber hinaus die Nähe zu Gewässern, an deren Ufern sich die Raupen auf Weidenröschen entwickeln. Als Art des Anhanges IV der FFH-Richtlinien ist er in Europa besonders geschützt.

Weitaus mehr an Feuchtgebiete gebunden sind die Schilfrohr-Wurzeleule (Rhizedra lutosa) und der Riesenzünsler (Schoenobius gigantella). Bei beiden Arten benötigen die Raupen Schilfbestände für ihre Entwicklung, wobei die Schilfrohr-Wurzeleule bei ihrer Entwicklung Schilfpflanzen benötigt, die nicht im Wasser stehen. In der Niederrheinischen Bucht gelten beide Arten aufgrund ihrer speziellen Lebensraumansprüche als vom Aussterben bedroht. Der Riesenzünsler ist auch bundesweit gefährdet.

Mit dem Russischen Bären hat sich, wie bereits oben erwähnt, eine weitere Art des Anhangs der FFH-Richtlinie in der Rekultivierung der Quarzwerke angesiedelt. Mit den Gebüschsäumen trockenwarmer Standorte bei gleichzeitiger Nähe zu einem Gewässer sind die Bedingungen sogar besonders günstig.

Als weitere Charakterart von Wäldern, Gebüschen und Säumen trockenwarmer Standorte konnte der in der Niederrheinischen Bucht gefährdete Höhlenspanner (Triphosa dubitata) nachgewiesen werden. Hierbei handelt es sich um den bisher einzigen Nachweis im Rhein-Erft-Kreis.

Dasselbe gilt für die Weiden-Spannereule (Colobochyla salicalis), die in der Niederrheinischen Bucht vom Aussterben bedroht ist. Als Charakterart der Feuchtwälder und Ufergehölze profitiert sie von den vorhandenen Gewässern mit den Beständen von Weidenarten.

Als Bewohner von Eichenmischwäldern konnte von den roten Ordensbändern das Große Eichenkarmin (Catocala sponsa) nachgewiesen werden, das in der Niederrheinischen Bucht stark gefährdet ist.

Dieser Querschnitt zeigt, dass die Rekultivierungsflächen der Quarzwerke über alle Sukzessionsstufen hinweg inzwischen von seltenen Arten besiedelt wurden.